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Diskussion über die Aufwertung frauentypischer Berufe

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21.03.2016

Spannende Diskussion um die klaffende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen: Im Kreishaus begrüßten die Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Voigtländer (ab 3.v.l.) sowie die kfd-Frauen des Paderborner Diözesanverbandes Uta Fechler, Marita Melzer und Dorothee Brünger die Politiker Burkhard Blienert und Dagmar Hanses (v.l.) sowie Gerda Kieninger und Ina Scharrenbach (v.r.).

„Wir bleiben dran“, sahen sich Uta Fechler vom kfd-Diözesanleitungsteam und die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Paderborn Elisabeth Voigtländer darin gestärkt, weiter für gleichen Lohn zwischen Männern und Frauen einzustehen. Am internationalen Aktionstag Equal Pay Day (EPD) diskutierten sie mit Bundes- und Landtagsabgeordneten, den Gleichstellungsbeauftragten aus den Kommunen sowie aktiven kfd-Frauen und weiteren interessierten Gästen über das diesjährige Thema: „Berufe mit Zukunft: Was ist meine Arbeit wert?“ Dabei formulierten die Teilnehmerinnen sehr konkrete und konstruktive Forderungen.

„Ich habe 2015 beim 100-jährigen Jubiläum des kfd-Diözesanverbandes gelernt, dass Priester und somit Männer den Paderborner Verband gegründet haben“, schmunzelte Landrat Manfred Müller. Er lobte die gelungene Kooperationsveranstaltung des Arbeitskreises der Gleichstellungsbeauftragten und der kfd im Großen Sitzungssaal der Paderborner Kreisverwaltung. „Dafür gehen wir in die Schützenvereine“, lautete der muntere Kommentar von Dagmar Hanses aus Warstein (Bündnis 90/Grüne). Ebenso wie ihre Landtags-Mitstreiterinnen Ina Scharrenbach aus Kamen (CDU) und Gerda Kieninger aus Dortmund (SPD) sowie der SPD-Bundestagsabgeordnete Burkhard Blienert aus Paderborn stellte sie sich den Fragen der Besucherinnen. Moderatorin Stefanie Josephs meisterte gekonnt den Spagat zwischen fachpolitischen Statements und offener Diskussion auf Augenhöhe. „Im Fokus des diesjährigen EPD steht die Aufwertung frauentypischer Berufe in Pflege und Erziehung“, stellte Voigtländer das Schwerpunktthema vor. „Wir sind bei der Lohngleichheit das Schlusslicht in Europa.“ Als Einstieg lief ein Kabarett-Film, der zum Lachen und Weinen anmutete. Er zeigt, wie sich weibliche und männliche Lebensläufe unterscheiden: sie dient - er verdient. „Die kfd nimmt als größte, deutsche Frauenorganisation bereits seit 1987 die drei Säulen Erwerbsarbeit, Familienarbeit und ehrenamtliche Arbeit in den Blick. Sie will die Aussichten von Frauen auf eine ausreichende, eigenständige Existenz- und Alterssicherung verbessern. Seit 2008 ist sie Aktionspartnerin des EPD“, verdeutlichte Fechler. Die kfd-Diözesanreferentin Marita Melzer ergänzte: „Unser Verband macht sensibel für die Probleme, die mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbunden sind.“ Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Paderborn Dagmar Drüke ging ausführlich auf den Fachkräftemangel in Pflegeberufen ein.

„Wir Frauen haben enorme Kompetenzen, aber wir sind ganz schlecht, wenn es darum geht, zu verhandeln“, sprach Kieninger von Situationen im Alltag und im Erwerbsleben. Sie forderte neue Ansätze in der Erziehung. Schulbücher würden Kindern Rollenbilder aufzeigen, die es so nicht mehr gäbe. Weiter monierte sie eine Gesellschaft, die Anwesenheit und nicht geleistete Arbeit honorieren würde. „Warum ist die Müllentsorgung wertvoller als die Altenpflege?“ bemühte sie ein drastisches Beispiel für klaffende Lohnlücken. „Historisch gesehen war der Widerstand gegen Kita-Ausbau, Lebensleistungsrente und Mindestlohn enorm. Wir müssen uns fragen, warum es gesellschaftlich noch keine Mehrheiten für die entscheidenden Punkte gibt? Wir bräuchten einen Aufstand in der Bevölkerung. Lohngerechtigkeit ist ein Baustein des neuen Gesetzentwurfs“, betonte Blienert und stellte klar: „Wir wollen Transparenz in die Betriebe bekommen. Die individuelle Auskunftspflicht über Gehälter muss auch für Firmen mit weniger als 500 Beschäftigten gelten.“ Damit griff er eine Forderung, die Uta Fechler von Seiten der kfd vorgebracht hatte, auf. Hanses befürwortete den Gesetzentwurf und forderte zudem für diese 500-Grenze ein Verbandsklagerecht. Aufgabe von Politik sei es auch, Mädchen bei der Berufswahl noch stärker an mathematische und naturwissenschaftliche Denkweisen heranzuführen. Scharrenbach mahnte eine aufrichtige Diskussion an:„Alle sozialen Berufe finanzieren sich im Grunde aus dem Steueraufkommen und der Sozialversicherung. Hinzu kommt eine Strukturverantwortung, die vom Bund über das Land bis in die Kommunen reicht. Das Land Nordrhein-Westfalen kommt heute schon seiner Verpflichtung für eine ausreichende Kitafinanzierung nicht nach. Gleichzeitig werben wir als CDU dafür endlich eine Pflegekammer in NRW zu etablieren. Die absolute Wahlfreiheit für Eltern sowie das Erarbeiten von Möglichkeiten, wie sie nach Unterbrechungen in den Beruf zurückkehren können, sehen wir auch als unseren politischen Auftrag.“ Als dramatisch beurteilte sie, dass der Anteil von Frauen, die in Vollzeit arbeiten von 1991 bis 2010 um 20% gesunken sei; in dem Maße ist eine Zunahme von Teilzeitarbeit und geringfügiger Beschäftigung festzustellen.

Die Vorsitzende der Frauenunion des CDU-Kreisverbandes Paderborn, Maria Junge aus Bad Wünnenberg, wandte sich an die Fachleute auf dem Podium: „Ich frage mich immer, wo es Tage mit Jungen in frauentypischen Berufen gibt? Da muss strukturell was passieren, auch im feministischen Denken. Frauen und Männer haben unterschiedliche Kompetenzen, die gleich wertzuschätzen sind“. „Die Industrie blendet uns mit Rollenklischees in blau und rosa“, beschrieb Delbrücks Gleichstellungsbeauftragte Rita Köllner eine Entwicklung genau in die falsche Richtung. Sie sprach ein besonderes Problem an. „Leiterinnen von Kindertageseinrichtungen wollen gern Praktikantinnen in Ausbildung begleiten. Aber wenn diese PiA-Kräfte mit Fachkraftstunden angerechnet werden, geht es nicht ohne eine Entlastung.“


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